Relais-Dolmetschen

Vom Chinesischen über das Englische ins Spanische dolmetschen klingt nach einem komplizierten Vorgang? Ist es aber gar nicht, zumindest nicht für Dolmetscher:innen. Diese Art und Weise des Dolmetschens nennt sich Relais-Dolmetschen. Das Relais-Dolmetschen wird überwiegend bei mehrsprachigen Veranstaltungen genutzt und verwendet eine Zwischensprache, zumeist eine weit verbreitete Konferenzsprache, über die die Verdolmetschung erfolgt. Diese Form des Dolmetschens wird vor allem dann verlangt, wenn auf einer Veranstaltung drei oder mehr Sprachen gesprochen werden, jedoch nicht für jede Sprache eine direkte Verdolmetschung erfolgen kann. Das passiert beispielsweise, wenn nicht alle Dolmetscher:innen direkt aus der Originalsprache in die gewünschte Zielsprache übersetzen können oder auch für den Fall, dass aufgrund knapper Budgets Ressourcen gespart werden müssen. Ein weiterer Grund für diese Form der Simultanverdolmetschung kann die Seltenheit einer Sprache sein, sodass nur wenige spezialisierte Dolmetscher:innen zur Verfügung stehen. Auch bei Konferenzen oder Veranstaltungen, die viele Sprachen umfassen, wie EU-Parlamentssitzungen kann das Relais-Dolmetschen deutlich praktikabler sein, als das Direktdolmetschen.

So funktioniert das Relais-Dolmetschen

In der Regel wird eine erste Verdolmetschung in eine weit verbreitete Sprache (Englisch oder Französisch) durchgeführt, und von dort aus übernehmen andere Simultandolmetscher:innen die Übertragung in weitere Sprachen. In der Praxis kann das dann wie folgt aussehen:

  1. Ein:e Redner:in spricht auf Japanisch.
  2. Ein:e Dolmetscher:in überträgt die Rede in die Relais-Sprache Englisch.
  3. Andere Simultandolmetscher:innen, die kein japanisch, aber Englisch verstehen, übersetzen nun ins Deutsche, Spanische oder andere Sprachen.

Vor- und Nachteile des Relais-Dolmetschens

In erster Linie ermöglicht das Relais-Dolmetschen eine mehrsprachige Kommunikation, selbst wenn Direktdolmetschen nicht möglich ist. Darüber hinaus können Dolmetscherressourcen effektiv genutzt werden, da weniger Direktdolmetscher:innen für seltene Sprachkombinationen benötigt werden. Ein weiterer Vorteil besteht in der Flexibilität, denn Dolmetscher:innen können sich auf eine gut beherrschte Relais-Sprache konzentrieren. Jedoch birgt das Relais-Dolmetschen auch einige Nachteile. Da die Übersetzung in zwei Schritten erfolgt, dauert die Verdolmetschung länger und es kommt zu Verzögerungen. Hinzu kommt, dass mit jeder zusätzlichen Dolmetschstufe mit einem Qualitätsverlust zu rechnen sein muss, da eine mehrfache Verdolmetschung zu Ungenauigkeiten und Sinnverlust führen kann. Des Weiteren ist die Organisation und Koordination der Dolmetscherteams durchaus komplexer.