Passive Sprache
Der Begriff passive Sprache bezieht sich beim Dolmetschen auf die Fähigkeit, eine Sprache zu verstehen und zu empfangen, aber nicht unbedingt aktiv in diese Sprache zu sprechen. Das bedeutet, dass Dolmetscher:innen die Ausgangssprache, also die Sprache, in der gesprochen wird, sehr gut verstehen müssen, ohne unbedingt selbst aktiv in diese Sprache dolmetschen zu können. Stattdessen wird das, was die Dolmetscher:innen hören, in eine andere Sprache übersetzt, die zu den aktiven Sprachen der Dolmetscher:innen zählen. Sowohl passive als auch aktive Sprachen werden im Dolmetschberuf als Arbeitssprachen bezeichnet. Dabei werden die Arbeitssprachen nochmal in A-, B- und C-Sprachen unterschieden. Die passive Sprache fällt unter die C-Sprachen, da sie von den Dolmetschenden so gut verstanden wird, dass eine Verdolmetschung in eine A- oder B-Sprache, das heißt in eine aktive Sprache, kein Problem darstellt.
Die passive Sprache ist ein zentraler Bestandteil der Dolmetschfähigkeiten, da sie es dem/der Dolmetscher:in ermöglicht, die Bedeutung und Nuancen eines Gesprächs oder einer Rede präzise zu erfassen, um eine möglichst genaue und effektive Übertragung in die Zielsprache zu leisten. Im Dolmetschprozess ist die passive Sprache besonders wichtig, wenn der/die Dolmetscher:in in einer Sprachrichtung arbeitet, bei der er/sie die Ausgangssprache versteht und in eine aktive Sprache übersetzt. Dies ist insbesondere beim Konsekutivdolmetschen oder Simultanübersetzen von Bedeutung, da die Dolmetschenden die Inhalte in der passiven Sprache aufnehmen und direkt in die aktive Zielsprache wiedergeben.
Passive Sprache in der Praxis
In der Praxis müssen Dolmetscher:innen nicht nur in ihrer aktiven Sprache exzellente Sprachkenntnisse besitzen, sondern auch in der passiven Sprache ein tiefes Verständnis aufbauen. Dadurch können sie die jeweiligen kulturellen, syntaktischen und semantischen Besonderheiten richtig erfassen. Zudem ermöglicht eine hohe passive Sprachkompetenz dem/der Dolmetscher:in, komplexe Themen und Fachbegriffe präzise und ohne Missverständnisse zu übertragen.
Beispiel: Ein:e Dolmetscher:in folgt einem Gespräch auf Französisch. Er/Sie versteht die Sprache, kann sie jedoch nicht sprechen. Die Verdolmetschung erfolgt dann über eine andere, aktive Sprache, beispielsweise Englisch.