Notizentechnik

Die Notizentechnik ist eine zentrale Fertigkeit beim Konsekutivdolmetschen, einer Form des Dolmetschens, bei der die Dolmetscher:innen das Gesagte erst in der Zielsprache wiedergeben, nachdem der Redner einen oder mehrere Sinnabschnitte abgeschlossen hat. Da die Gedächtnisleistung allein oft nicht ausreicht, um komplexe oder lange Redebeiträge vollständig und präzise zu erfassen, wird beim Dolmetschen eine spezielle Notizentechnik verwendet, um die Kernaussagen zu sichern. Diese zielt darauf ab, Informationen in komprimierter, strukturierter und übersichtlicher Form festzuhalten, sodass die Dolmetscher:innen sie schnell abrufen und in der Zielsprache wiedergeben können. Die Notizen dienen nicht als vollständiges Transkript, sondern als Gedächtnisstütze. Daher ist die Art der Notation individuell verschieden und oft stark vereinfacht.

Individuelle Notizentechnik beim Konsekutivdolmetschen

Jede:r Dolmetscher:in nutzt dabei seine individuelle Notizentechnik und verfolgt dabei eine unterschiedliche Strategie. Die Strategien bestehen zumeist aus verschiedenen Hauptkomponenten, die im Kern bei allen Dolmetscher:innen anders aussehen. Die Notizentechnik besteht aus Symbolen, Abkürzungen, einer bestimmten Anordnung und Struktur sowie Verknüpfungen und Segmentierungen nach Sinnabschnitten.

Symbole und Abkürzungen: Dolmetscher:innen verwenden häufig selbstentwickelte Symbole und Abkürzungen, um Zeit zu sparen und den Inhalt effizient festzuhalten. In der Notizentechnik sind Symbole meist international oder individuell vereinbart, zum Beispiel ein Pfeil für „Beziehung" oder „Bewegung" oder ein „+" für „mehr" oder „und".

Vertikale Anordnung: Statt vollständige Sätze horizontal zu schreiben, werden in der Notizentechnik Informationen oft vertikal gestaffelt. Dies erleichtert das Erfassen von Sinnzusammenhängen, da sich der Blick schnell über verschiedene Informationsschichten bewegen kann.

Segmentierung nach Sinnabschnitten: Dolmetscher:innen notieren nicht Wort für Wort, sondern nach Sinnabschnitten, die die wesentlichen Informationen enthalten. Die Notizen beim Konsekutivdolmetschen basieren auf Hauptgedanken, Schlüsselwörtern und den logischen Verbindungen zwischen den Aussagen des Sprechers.

Struktur und Hierarchie: Die Notizen sind oft hierarchisch angeordnet, um Haupt- und Nebeninformationen zu unterscheiden. Hauptaussagen stehen in der Regel weiter oben oder links, Nebenaspekte, Erläuterungen oder Beispiele weiter unten oder rechts.

Logische Verknüpfungen: Durch den Einsatz von Symbolen und struktureller Anordnung können Dolmetscher:innen die logischen Beziehungen zwischen den einzelnen Teilen einer Aussage darstellen. Dies ist besonders bei komplexen Argumentationen oder Debatten wichtig.

Individualität und Übung: Jede:r Dolmetscher:in entwickelt im Laufe der Zeit eine eigene Notizentechnik, die den persönlichen Bedürfnissen und Vorlieben entspricht. Ein wesentliches Merkmal dieser Technik ist ihre Flexibilität und Anpassbarkeit an den individuellen Arbeitsstil. Gleichzeitig erfordert das Erlernen und Verfeinern der Notizentechnik kontinuierliches Training.